Mein Vater hat vor seinem Ableben 1980 seine Lebenserinnerungen auf Spulentonband gesprochen. Zwecks Datensicherung hatte ich so ca. 1995 die Tonbänder zusätzlich auf Musikkassetten überspielt. Das Tonbandgerät exisitiert nicht mehr, aber die Kassetten sind ok, so dass ich am überlegen bin, diese zu digitalisieren. Es handelt sich um ca. 25 Stück 90 Minuten Kasseten; die grösstenteils voll besprochen sind.
Dragon naturally speaking besitze ich noch nicht, denn es sind etliche Fragen zu dem offen, was ich vielleicht machen werde. Es geht schon bei der Eingabe los, denn es wäre sicherlich sinnvoller, Dragon z.B. eine WAV Datei anzubieten, anstatt den Weg über Kassettendeck > Soundkarte zu gehen. Geht das überhaupt, gibt es einen Modus, der eben nicht 'realtime' diktieren verlangt? Und falls das nicht gehen sollte, also nur Spracheingabe, passender gesagt Kassetteneingabe möglich ist, in dem Fall dürfen, können Korrekturen nur per Tastatur erfolgen. Für meinen Vater kann ich eben nicht sprechen...
Das nächste Problem wäre das Trainieren der Software. Logischerweise kann mein Vater die Trainingssätze nicht mehr selber sprechen, aber andererseits muss sich Dragon auf die Eigenschaften des Sprechers anpassen. Das ist ja eine Art Rückkopplung: Anlerntext spechen - Dragon fragt nach und passt sich dem Sprecher an. In meinem Fall könnte das nur über die von Dragon erstellte Textdatei erfolgen, wo ich korrigieren müsste, um dann Dragon auf dem Weg zu sagen, was die richtigen Worte sind. Ich befürchte, dass das so nicht gehen wird, wäre aber sehr erfreut, wenn es doch möglich wäre.
Ich bin dankbar für jeden Meinung, jeden Tipp: Ist das Projekt Lebenserinnerungen mit Dragon durchführbar?
Man kann Diktate sehr wohl in nicht "real time", oder wie wir sagen, "offline" umsetzen lassen, wenn sie im entsprechenden digitalen Format vorliegen, ohne jetzt auf die Details einzugehen. Bedingung dafür ist minimal die Premium-Edition von Dragon. Man kann ebenso wohl seine eigenen Trainingstexte erstellen, also ein Diktat eines Abwesenden dafür zu Grunde legen und die Software somit seiner Stimme anpassen, dafür gibt es einen Hack.
Richtig ist, dass der Lerneffekt mittels Korrektur - wie Sie schon richtig ausgeführt haben - eher begrenzt ist, genau genommen auf Situationen beschränkt, wo Dragon die eigentlich intendierte Umsetzung als Alternative anbietet, in der Hoffnung, dass bei der nächsten vergleichbaren Situation die Alternative bevorzugt wird.
Aber, es steht und fällt damit, wie sich die Diktierqualität präsentiert: klare und gleichmäßige Aussprache.
Darüber hinaus, weil Ihr Vater sicherlich nicht mit Satzzeichen diktiert hat und auch keine Zeilen- und Absatzschaltungen mitgesprochen hat (oder vielleicht doch?), wird der umgesetzte Text als fortlaufende Wortkette heraus kommen.
Insofern, unmöglich ist es nicht, aber fraglich.
Gruß, RW
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Ich habe mein Dragon 12 erst seit 4 Monaten und kann zu dem Thema nur so viel beitragen:
Schlimmstenfalls würde ich die Bänder abhören in Dragon diktieren. Selbst das würde eine Menge Arbeit sparen, glaube ich.
Ich bin sehr neugierig den weiteren Verlauf. Bitte lassen Sie mich davon wissen.
Alles Gute und Liebe Grüße
hwy2001
Hallo Eltor,
ich kann mich den Vorrednern anschließen. Ein Versuch, vor einiger Zeit mal gemacht, einen Text ohne Interpunktionen "einfach so" zu diktieren, war negativ: Das Programm lieferte so viele Fehler und Phantasiekonstruktionen, dass die Korrektur vermutlich länger gedauert hätte als den Text neu zu tippen.
Die Idee, die hwy2001 anführt, habe ich ebenfalls ausprobiert. Ich habe einen Vortrag auf DVD gesehen und synchron Dragon mitlaufen lassen. Wie ein Simultanübersetzer habe ich dann den Vortragstext versetzt nachgesprochen und dabei "ad hoc" die entsprechenden Satzzeichen eingefügt. Das Ergebnis war bestechend gut. Dabei habe ich nebenbei auch gelernt, dass Schnellsprechen (in bestimmtem Rahmen) die Erkennungsleistung des Programms nicht etwa verschlechtert, sondern noch verbessern kann.
Vorteil ist natürlich, dass Sie das Programm vorab mit Ihrer Stimme bequem trainieren und optimieren könnten und am Ende der ganzen Prozedur ein durchtrainiertes und optimiertes Sprachprogramm besäßen... sofern Sie dies brauchen.
Wenn Sie nun die digitalisierte Kassette über ein Musikbearbeitungsprogramm wie z.B. Cakewalk noch etwas verlangsamen ("Timestretching", ohne die Tonhöhe zu verändern), können Sie die Stimme Ihres Vaters auf eine Geschwindigkeit bringen, die Sie gut mitsprechen können. (Es sei denn natürlich, er spricht auf den Aufnahmen langsam genug oder macht Pausen, in denen Sie mit Ihrem Diktat aufholen können.) Dann setzen Sie ein Headset auf, hören die Stimme und in das Mikrofon sprechen Sie.
Natürlich benötigen Sie dabei viel Zeit, eben die Echtzeit der Bänder x den Faktor des Timestretchings, zuzüglich der Korrektur vermutlich insgesamt doch zahlreicher Fehler.
Auch ich würde mich freuen zu erfahren, wie es weitergeht - ein schönes Vorhaben, finde ich.