Unter dem Gesichtspunkt der Ergonomie und Effizienz am Arbeitsplatz ebenso wie unter dem Gesichtspunkt der Verbreitung der Spracherkennung ist es meines Erachtens an der Zeit, noch einmal eine Lanze für das Handmikrofon zu brechen (mit der freien Hand).
Dabei geht es mir ausdrücklich nicht um ein bestimmtes Produkt oder produktspezifische Qualitäten wie Erkennungsgenauigkeit, ggf. Batterielebensdauer und dergleichen, sondern nur um die Kategorie des in der Hand gehaltenen Mikrofons, wie sie sich beispielsweise in der Produktpalette von Grundig, Olympus oder Philips findet – ich würde für die Zwecke dieses Beitrags sogar noch digitale Diktiergeräte einschließen, soweit sie zum direkten Diktat und nicht zur Aufzeichnung verwendet werden. Auch die Frage „mit oder ohne Schnur“ lasse ich an dieser Stelle mal offen.
Mir geht es nur um eines: Allzu oft wird meines Erachtens der Einsatz der Spracherkennung mit dem Einsatz eines Headset bzw. Kopfbügelmikrofons gleichgesetzt – das muss nicht sein, darauf will ich insbesondere die Neulinge in diesem Bereich hinweisen.
Bei aller Subjektivität und Unterschiedlichkeit der persönlichen Voraussetzungen und der Arbeitsabläufe sprechen einige gute Gründe für das Handmikrofon:
Nach meinem Eindruck ist einer der Haupthinderungsgründe für die Verbreitung der Spracherkennung nämlich der, dass viele Menschen es für zu umständlich halten und/oder als unangenehm empfinden, sich zum Behufe des Diktats in den Computer jedes Mal ein Headset aufzusetzen. Ich glaube, dies gilt insbesondere für die Personen, die jeweils nur wenige Zeilen zu Bildschirm bringen müssen, beispielsweise kurze E-Mails, Formularfelder oder Notizen.
Hier wird die Einsatzhäufigkeit und -freude meines Erachtens wesentlich gesteigert, wenn man nicht jedes Mal erst ein Headset ins Ohr klemmen bzw. einen Kopfbügel überziehen und dann das Mikrofon in die richtige Position bringen muss, sondern wie im Falle des Handmikrofons einfach zugreifen und einen Knopf drücken kann und schon geht es los mit dem Diktat.
Zugegebenermaßen ist in dieser Hinsicht das Handmikrofon noch nicht einmal die ideale Lösung – eben weil man erst noch zugreifen muss. Ein Desktop-Array-Mikrofon macht dies entbehrlich.
Über die Erkennungsgenauigkeit, die man mit einem solchen Desktop Array-Mikrofon erzielen kann, kann ich aus eigener Erfahrung nichts berichten. Zumindest in anderen Foren gibt es überzeugte Verfechter dieser Variante – auch an dieser Stelle also noch einmal eine Verbeugung vor der Subjektivität.
Aus meiner Sicht kommen aber an dieser Stelle mindestens zwei weitere Vorzüge des Handmikrofons zum Tragen:
Beim Handmikrofon lässt sich die Spracherkennung per Knopfdruck sehr schnell und aus einer Hand aktivieren/deaktivieren, so dass das Problem störender Nebengeräusche oder des in den Raum tretenden Besuchers, der sich über Aufforderungen zum schlafengehen wundert, eliminiert werden kann.
Des Weiteren entspricht der Einsatz des Handmikrofons weit gehend dem äußeren Bild und dem Bewegungsablauf beim konventionellen Diktat – der eben genannte Besucher wird sich nicht wundern, wenn der Diktant sich ein Gerät an den Mund hält, welches in aller Regel vage an ein Diktiergerät erinnert. Damit zusammen hängt ein Vorteil, wenn man beim Diktieren nicht alleine ist, sondern zum Beispiel – was von mir empfohlen wird – die Ergebnisse einer Besprechung bereits in Gegenwart der anderen Teilnehmer in einen Computer spricht. Hier kann das soziale Umfeld sozusagen sehen, wenn der Diktant zu diktieren anheben will.
Im Zusammenhang der Vergleichbarkeit mit einem konventionellen Diktat ist auch noch erwähnenswert, dass die meisten Handmikrofone einige Zusatztasten aufweisen, die man in der Regel relativ frei belegen kann, beispielsweise mit dem Korrekturmenü von Dragon, der Wiedergabefunktion und einer Art von Vor- und Rücklauf durch den Text.
Konstruktionsbedingt stehen den Vorzügen allerdings auch zwei Nachteile gegenüber:
Beim Einsatz eines Handmikrofons hat man logischerweise nicht beide Hände frei für andere Aktivitäten, beispielsweise zum Blättern in Vorlagen oder zum parallelen Einsatz der Tastatur. Das ist nach meiner Erfahrung aber nicht schlimm: Paralleler Tastatureinsatz, so verführerisch und auch notwendig er manchmal ist, bringt den Drachen auch oft genug etwas aus dem Konzept, verringert nämlich seine Lernfähigkeit, wenn der Zusammenhang zwischen Audioaufnahme und Text im Zieldokument unterbrochen wird. Und: Jedenfalls eine Hand ist für den Einsatz der Maus noch frei, wenn das Handmikrofon nicht ohnehin schon einen Trackball oder ein Touchpad oder Ähnliches an Bord hat.
Der andere Nachteil ist, dass beim Handmikrofon der Abstand zwischen Mikrofon und Mund im Zeitverlauf schwankt. M. E. lässt sich das aber gut kontrollieren und relevante Einbußen an Erkennungsgenauigkeit kann ich nicht verzeichnen (ehrlicherweise muss ich einräumen, dass ich allerdings seit Jahren keinen anderen Mikrofontyp mehr benutze, abgesehen von kurzen Ausflügen zu einem drahtlosen Headset). M. E. kann man auch diesen Nachteil sogar in einen Vorteil verwandeln, weil man mit einiger Übung besondere Sprechsituationen durch die Anpassung des Abstands und korrespondierende Anpassung der Sprechlautstärke kompensieren kann – dies gilt beispielsweise bei Gesprächssituationen, im Großraumbüro oder Zugabteil.
Nochmals der Disclaimer: Ich behaupte nicht, dass das Handmikrofon für alle Fälle die ideale und ausschließliche Lösung ist – nach meiner Meinung aber in sehr vielen Fällen eine sehr gute und jedenfalls nach meiner Meinung bessere als ein Kopfbügelmikrofon oder sonstiges Headset.
Handdiktierte Grüße, Marius Raabe
Dragon NaturallySpeaking 11.5 Legal Windows 7 Prof. 64-Bit, Office 2010, Jarte Plus Philips SpeechMike II Pro Plus, SpeechMike III, SpeechMike Air, PDCC 2.8 Intel Core2 Quad Q9550, 2,83 GHz, 2x6MB L-2, 8 GB RAM
Das Lob hier ist zwar schon ein paar Tage her, aber aufgrund aktueller Erfahrungen in den letzten Tagen möchte ich mich dazu melden.
In meinem Büro stand noch ein Headset herum, dass ich mit einer anderen Spracherkennungssoftware benutzt hatte. Das war damals nicht sehr erfolgreich, was - wie ich jetzt feststellen konnte - kein Hardwareproblem war. Es handelt sich um ein Plantronics CS 60. Mit diesem funktioniert die Spracherkennung genauso gut wie mit dem Handmikrofon. Ich kann bei der Fehlerrate keinen Unterschied feststellen. Das einzige was ich mir wünsche, ist ein Knopf an der Maus, mit dem ich das Mikrofon an- oder ausschalten kann. Und lästig ist dann eigentlich noch, dass mit der Zeit der Ohrbügel drückt. Es gibt zwar drei oder vier verschiedene dazu, aber eine wirklich schmerzfreie Lösung habe ich bis jetzt noch nicht einsetzen können.
Weiß zufällig jemand, mit welchen Headset DNS 11 geliefert werden wird, wenn man die Wireless-Edition bestellt? Auf dem Bild auf der Internetseite sieht es so aus, als wäre es ein Plantronics Savi Go. Das wundert mich etwas, weil ich solch eines auch schon habe und dieses mit DNS 10.1 nicht funktioniert. Aber vielleicht wisst ihr ja etwas genaueres. Das Headset Savi Go ist wesentlich angenehmer zu tragen und hat den Vorteil, dass man es mitnehmen kann. Bei diesem gibt es einen kleinen Bluetoothsender, den man einfach an eine freie USB-Schnittstelle steckt, das ist für mobiles Arbeiten ganz praktisch. Mit der Windows-Spracherkennung funktioniert dieses Headset bei mir, allerdings sind natürlich die Spracherkennungsergebnisse der Software ein glattes ungenügend.
Wenn man die Befehle von DNS beherrscht, wovon ich bei mir inzwischen ausgehe, ist das Arbeiten mit zwei freien Händen eigentlich doch sehr praktisch. Vielleicht lerne ich ja auch noch, die Maus per Sprache zu steuern, da reicht dann wirklich der Knopf auf der Tastatur, den ich als Zugriffstaste für das Mikrofon vorgesehen habe. Eigentlich könnten das doch auch mal die Hardwarehersteller bei den Tastaturen mit einplanen. Also die Taste für das Kontextmenü in Windows brauche ich beispielsweise nicht wirklich, auch die Tasten rechts oben (Pause, Unterbrechen und Rollen) würde ich fast als überflüssig bezeichnen. Die einzige Innovation bei den Tastaturen in den letzten 15 Jahren waren ja wirklich nur Windowstaste und die Taste für das Kontextmenü, alles andere ist ja gleich geblieben. Da ist es langsam mal Zeit, dass es eine Standardtaste für DNS an jedem Computer geben sollte.
Grüße
A. Wagner
[Dragon Legal Anywhere mit SpeechMIke LFH 3510, Intel(R) Core(TM)I7-7500 CPU, 16 GB RAM, Windows 10 Pro. 64 Bit [/i]
Hallo Herr Wagner, lange nichts mehr von Ihnen gehört!
Das CS-60 USB ist ein sehr gutes Headset, ich habe es mehr als ein Jahr lang ausschließlich verwendet und war alles in allem sehr zufrieden damit. Mit den Ohrbügeln konnte ich allerdings auch nichts anfangen und habe deshalb einen "Kopfbügel" verwendet, ich meine mich zu erinnern, dass ich mir noch einen zunächst nicht mitgelieferten nachbestellt habe.
Was Bluetooth grundsätzlich in Version 11 betrifft, so ist davon - noch deutlicher als in Version 10 - ganz klar abzuraten, wenn man die erste ausführliche Rezension von Lunis Orcutt liest. Das hängt nachvollziehbar damit zusammen, dass nach der Umstellung (Verdoppelung) des verwendeten Frequenzgangs in Version 11 im Zusammenhang mit dem ebenfalls neuen BestMatch IV Modell die Bluetooth-Geräte mit dem ohnehin schon gegenüber den Standard-Geräten engeren Frequenzbereich noch deutlicher abfallen, und den neuen Standard somit erst gar nicht nutzen können.
Deshalb, ganz gleich wie eine wie auch immer geartete Wireless-Edition in der Version 11 aussehen wird, solange sie auf Bluetooth basiert, lieber nicht.
Grüße Rüdiger Wilke
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Ich hatte in den letzten Wochen ziemlich viel zu tun, da habe ich mich nicht so sehr ums Forum gekümmert. Auf meiner Internetseite können sie ja auch meine Hobbys sehen, der Umbau unserer Schule macht zurzeit viel Arbeit.
Zur Frage Bluetooth Headset kann ich allerdings berichten, dass die Erkennungsrate mit den seinerzeit von Linguatec gelieferten Plantronics Savi Go sogar noch besser war als mit dem CS-60 USB. Also ich konnte nicht feststellen, dass es mit dieser Art von Bluetoothverbindung, die speziell bei diesem Headset vorgesehen ist und komischerweise auch neben den im Rechner eingebauten Bluetoothadapter funktionierte, ein schlechteres Ergebnis als mit dem etwas älteren Headset gab.
Wenn es dann DNS 11 in der Professionellversion gibt, werde ich das nochmal ausprobieren und auch weiter berichten. Es macht ja im Prinzip - außer man ist spielerisch veranlagt - meines Erachtend keinen rechten Sinn, jetzt die Premiumversion zu kaufen und dann wieder auf die Professionellversion umzurüsten. Für den produktiven Alltag mit der .dra-Dateien, die den Ton mit speichern, kann ich ja nicht auf die Professionellversion verzichten.
Grüße
A. Wagner
[Dragon Legal Anywhere mit SpeechMIke LFH 3510, Intel(R) Core(TM)I7-7500 CPU, 16 GB RAM, Windows 10 Pro. 64 Bit [/i]
na ja, so unterschiedlich sind die Geschmäcker, und die inviduellen Beurteilungen, und einheitliche Richtlinien zur reproduzierbaren Bestimmung der Genauigkeit von Headsets und sonstigen Eingabegeräten gibt es nicht, wird es wohl auch nie geben. Hinsichtlich Bluetooth-Geräten fällt allerdings auf, dass die Berichte, auch seitens echter Anwender, von "ganz schlecht" bis "hervorragend" rangieren, und das stimmt halt nachdenklich.
Davon abgesehen, sind in Dragon speziell für Bluetooth eigens dafür eingerichtete 8 KHz Akustik-Modelle vorgehesen, bauartbedingt, und daran ändert sich auch in Version 11 nichts, obwohl diese ja für die anderen Geräte die neuen 22 KHz Modelle bereit hält.
Mit anderen Worten, selbstverständlich kann man Bluetooth-Geräte auch in Version 11 verwenden, und mit Sicherheit nicht schlechter als in Version 10, ob man dabei aber an den Verbesserungen der Version 11 gegenüber 10 partizipiert, steht auf einem anderen Blatt.
Viel Erfolg weiterhin! Rüdiger Wilke
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Hallo Herr Clemente, schön, Sie hier begrüßen zu dürfen, und nicht zuletzt auch im Namen der "Hand-Mikrofonisten"!
Halten Sie uns doch bitte auf dem Laufenden, was das Grundig-Gerät betrifft. Man hört leider so wenig darüber.
Grüße Rüdiger Wilke
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Danke für das positive Feedback, auch ich würde mich freuen, mehr über die Grundig-Mikrofone zu lernen und natürlich dabei auch über Ihr System (Drachen-Version, Hardware). Selbstredend nur, wenn Sie mal nicht wissen, was Sie sonst diktieren sollen… Hatten Sie einen besonderen Grund, zu Grundig zu greifen statt zu Philips oder Olympus? Testergebnisse?
Gruß, Marius Raabe
Dragon NaturallySpeaking 11.5 Legal Windows 7 Prof. 64-Bit, Office 2010, Jarte Plus Philips SpeechMike II Pro Plus, SpeechMike III, SpeechMike Air, PDCC 2.8 Intel Core2 Quad Q9550, 2,83 GHz, 2x6MB L-2, 8 GB RAM
Sehr geehrter Herr Wilke, sehr geehrter Herr Raabe,
die Entscheidung für Grundig war eine Bauch-Entscheidung: Form des Geräts/Standort Grundig (Bayreuth = Bayern), Tastenbelegungen, etc.
Ein ausführlicher Erfahrungsbericht folgt später.
Zur Soft- und Hardware: DNS 11 legal, Windows 7; HP-Notebook mit intel CorevPro/nvidia Qudrao with Cuda (so steht es auf den Labels) und ein Standgerät von HP, dessen Einzelheiten ich nicht kenne.