In den vergangenen Tagen haben Verlaine und ich das Gespräch privat fortgeführt, und wir sind ein paar Schritte weiter gekommen, würde ich sagen. Zunächst haben wir mittels Einsatz von Diagnose-Software die Performanz des englischen und des deutschen Profils bei Verlaine untersucht, wobei sie am Anfang tatsächlich unterschiedlich schien - das englische Profil war schneller in der Umsetzung -, schließlich stellten sie sich als absolut gleichwertig dar. Dazu im einzelnen.
Beim Diktat in die Software werden die wesentlichen Eckdaten für die Bestimmung der Performanz automatisch erfasst, gesammelt und ausgewertet, dies sind:
Diktierte Wörter pro Äußerung: WPU Diktierte Wörter pro Minute: WPM Dauer des Diktates in Sekunden Dauer der Umsetzung in Sekunden Verhältnis Dauer der Umsetzung / Dauer des Diktates: Real-Time Faktor (RTF)
Die Regel ist, dass die Performanz umso höher ist, je kleiner der RTF ist. Wenn der RTF = 1.3 ist, zeichnet sich Latenz ab.
Typischerweise ist der RTF umso kleiner (besser), je länger die diktierten Äußerungen sind (je höher der Wert für WPU ist). Damit einhergehend kann auch der WPM höher sein, muss aber nicht.
Im ersten Durchlauf war, wie schon gesagt, das englische Profil "performanter" als das deutsche, in Zahlen bedeutet das:
Deutsch WPU: 5.1 WPM: 140 RTF: 1.37
Englisch WPU: 11.6 WPM: 179 RTF: 0.97
Nachdem ich Verlaine auf die Unterschiede aufmerksam gemacht und ihm die Hintergründe erläutert habe, führte er einen erneuten Vergleichstest durch, wobei er auf den Diktierstil besonderes Augenmerk gelegt hat. Die aktuellen Zahlen sehen nun wie folgt aus:
Deutsch WPM: 133 WPU: 14.7 RTF: 1.004
Englisch WPM: 149 WPU: 14.7 RTF: 0,971
Faszinierend, nicht wahr? - Damit wäre bewiesen, dass (1) kein Unterschied zwischen den Qualitäten des deutschen und des englischen Profils besteht, sondern der Diktierstil der ausschlaggebende, wenn nicht allein bestimmende Faktor für die erzielte Performanz ist, und dass (2) auch auf eher "schwachen" Systemen eine Performanz, sogar mit DNS 12, erzielt werden kann, die keine Wünsche offen lässt, und die auch ich mit meinen wesentlich besser ausgestatteten Computern nicht schlagen kann. Ich gestehe reumütig, dass ich selbst jahrelang dem Mythos, der das Gegenteil behauptet, verhaftet war.
Jetzt bleibt nur noch ein Problem zu bearbeiten, und da bitte ich um Mitdenken. Verlaine stellt nach wie vor fest, dass die Befehlserkennung bei seinem deutschen Profil wesentlich träger ist als beim englischen, und die lässt sich leider nicht so ohne weiteres programmatisch messen. Als Hilfestellung habe ich ein kleines Video aufgezeichnet, wo ich auf Deutsch ein wenig Textdiktat und ein paar Befehle vorführe, um Verlaine zeigen zu können, wie es bei mir geht.
Seine Antwort war, dass die Befehlserkennung im Video sich so darstellt wie bei seinem englischen Profil, nämlich als in Ordnung, aber leider bekommt er das mit dem deutschen Profil nicht hin.
Hat einer eine Idee, woran es liegen kann, und was man dagegen machen könnte?
Gruß, RW
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Nach Lupus‘ Auffassung wird sich wenig machen lassen außer: a) möglichst präziser Aussprache von Befehlen, b) dem Erwerb besserer Hardware oder/und c) der Deaktivierung nicht benötigter Kategorien von Befehlen – typische Kandidaten sind Startmenü- und Desktop-Befehle, Mausraster, HTML usw., das hängt aber von den Bedürfnissen des Nutzers ab, etwa von physischen Einschränkungen. Hätte der Benutzer eine Profi-Version von Dragon, wäre zudem noch zu empfehlen, überflüssige Listenbefehle aus der Command.dat zu eliminieren, aber ein solcher Zugriff ist vermutlich in der Consumer-Version Premium nicht möglich.
Lupus vermutet, dass die deutsch/englisch-Unterschiede auch bei den Befehlen weit gehend subjektiv bzw. vom Input abhängig sind, wie sich sehr schön im Hinblick auf das Textdiktat gezeigt hat. Schon der erste Vergleich zeigt ja, dass unser Benutzer in angelsächsischer Zunge offenbar deutlich flüssiger parliert (WPU 11,6) als in deutscher (WPU 5,1) – möglicherweise hat das aber auch mit einer unterschiedlichen Einstellung des Reglers für die Pause vor Befehlen in den unterschiedlichen Profilen zu tun, der entgegen der missverständlichen Beschriftung generell die zulässige Pause innerhalb einer Äußerung definiert. Auf Verlaines offenbar doch grenzwertig schwachen Hardware (wenig Cache) scheint aber das Diktat langer Phrasen der einzige Weg zu sein um zu einem guten RTF-Wert (also einer schnellen Umsetzung) zu gelangen.
Beim Diktat von Befehlen scheidet jedenfalls ein hoher WPU-Wert von vornherein aus, da Befehle nun einmal nur aus sehr wenigen Wörtern bestehen, typischerweise 2 bis 5, und Befehle bekanntlich als einzelne Äußerungen gesprochen werden müssen. Der Dragon-Hersteller empfiehlt nicht umsonst, zur Beschleunigung des Systems vor allem über die Deaktivierung nicht benötigter Befehle nachzudenken. Je weniger Befehle Dragon mit der jeweils diktierten Äußerung abgleichen muss, umso besser.
Und vor allem: Je leichter die Äußerungen erkannt werden können, umso besser. Befehle werden von Dragon bei der Erkennung zwar hoch priorisiert, aber dies wird erst in den späteren Phasen des Erkennungsprozesses relevant. Auch hier ist also die Qualität des Inputs mit entscheidend – vielleicht ist bei Verlaine die Artikulation im Englischen einfach drachenfreundlicher?
Als einzigen technischen Unterschied könnte sich Lupus vorstellen, dass ein englisches Benutzerprofil auf einem deutschen Betriebssystem und mit deutschen Ausgaben der Anwendungsprogramme wegen der unterschiedlichen Systemsprache möglicherweise weniger Systembefehle und Befehle der Anwendungsprogramme durchsucht. So lassen sich in Microsoft Office mit einem englischen Benutzerprofil die Menüs weniger bis gar nicht mit der Sprache steuern. Allerdings gilt das nicht für die Startmenü- und Desktop-Befehle, die werden auch mit einem englischen Profil abgearbeitet.
Zitat von Lupus BetaAllerdings gilt das nicht für die [deutschen] Startmenü- und Desktop-Befehle, die werden auch mit einem englischen Profil abgearbeitet.
Ja, und zwar auf "Denglisch".
Gruß, RW
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Die Beiträge sind für mich oft höchst interessant, nur dass Lupus immer statt "ich vermute.." schreibt "Lupus vermutet, ..." etc., nervt mich beim Lesen ziemlich. Da ist so, als ob ein Vater mit seinem Baby spricht "Papa gibt dir jetzt das Fläschchen...". Aber vielleicht geht das ja nur mir so.
Zitat von TappsDie Beiträge sind für mich oft höchst interessant, nur dass Lupus immer statt "ich vermute.." schreibt "Lupus vermutet, ..." etc., nervt mich beim Lesen ziemlich. Da ist so, als ob ein Vater mit seinem Baby spricht "Papa gibt dir jetzt das Fläschchen...".
Wie ich Lupus kenne, meint er es SO sicherlich nicht. Ansonsten kann hier jeder schreiben, wie er möchte, stilistisch.
Gruß, RW
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