Vor vielen Jahren schon hatte ich mir die damalige Dragon-Version gekauft, in der naiven Annahme, ich könnte mir damit die Tipparbeit ersparen. Woran es auch immer lag – am Programm oder meiner mangelnden Geduld – es hat nicht geklappt mit uns beiden.
Letztes Jahr begann ich, einen Roman zu schreiben. Meine Tippkünste mit zwei Fingern sind eher bescheiden, und meine Hände sind sehr anfällig. Deshalb kam was kommen musste: ich musste nach circa 70 Seiten abbrechen wegen starker Schmerzen und Krämpfen in den Händen. Mein Arzt diagnostizierte ein chronisches Überlastungssyndrom und riet mir vom weiteren Schreiben ab. Also gab ich dem Dragon eine neue Chance. Ich kaufte mir die aktuelle Version (10.1) und begann mit dem Training. Die ersten Tage verliefen sehr enttäuschend, aber ich gab nicht auf. Wir lernten beide dazu. Der Drache verstand nach und nach meine Aussprache (wobei ich immer dachte, ich spräche reinstes und glasklar verständliches Hochdeutsch), und ich lernte wie man richtig diktiert. So wurden die Ergebnisse besser und besser, und mittlerweile ist mein 350 Seiten starkes Buch fertig. Natürlich bedarf die Arbeit mit Dragon eines ausführlichen Trainings und einiger Vorarbeiten. So habe ich das spezielle Vokabular meines Buches, sprich Eigennamen, Fachbegriffe, fremdsprachliche Ausdrücke usw. der Software beibringen müssen. Und es dauerte eine Weile, bis ich die für mich wichtigen Programmfunktionen auch richtig verstand: ein falsch gesetztes oder nicht gesetztes Häkchen in den Programm-Optionen, und schon funktioniert etwas nicht wie erwünscht. Eine Spracherkennungssoftware kann natürlich nicht vollkommen intuitiv und ohne die richtigen Einstellungen unter der Haube benutzt werden. Einem blutigen Anfänger, der ich ja auch einmal war, kann ich nur empfehlen, sich mit dem Programm auseinanderzusetzen und nicht gleich aufzugeben, wenn nicht alles von Anfang an wie geschmiert läuft.
Das beigelegte Headset (ich habe mir eine preiswerte Version von Dragon für knapp 60 € gekauft) ist meines Erachtens nicht gut geeignet. Es ist viel zu unempfindlich. Um einen ausreichenden Pegel an einem normalen Soundkarteneingang zu erreichen, muss man schon sehr laut sprechen. Zum Glück hatte ich mir schon vor Jahren ein recht gutes Headset gekauft, dessen Mikro einen recht hohen Pegel abgibt. Damit kann man auch leise diktieren. Mich hat dabei allerdings gestört, dass die Hörmuscheln dabei ständig auf die Ohren drücken, obwohl ich den Kopfhörer ja gar nicht brauche. Also habe ich mir den Bügel einfach um den Hals gelegt, was viel bequemer ist. Dabei rückt allerdings das Mikrofon direkt vor den Mund, was dazu führt, dass explosiv Laute wie etwa das P zu Übersteuerung führen können. Deshalb empfehle ich, das Mikrofon so tief auszurichten, dass der Luftstrom darüber hinweg streicht.
Natürlich ist längst noch nicht alles perfekt. Einige Dinge stören mich: 1. Ich habe auf meinem PC zwei Benutzer eingerichtet – eigentlich nichts anderes, als verschiedene Arbeits-Oberflächen für unterschiedliche Aufgabenbereiche. Wenn ich Dragon beende, den Benutzer wechsele und Dragon wieder starte, stürzt Windows XP beim beim Anklicken des Mikrofonsymbols regelmäßig mit einem Bluescreen ab. Ich kenne dieses Verhalten nun und versuche, Dragon nicht unter zwei unterschiedlichen Benutzernamen zu verwenden. 2. Ich habe Dragon so eingestellt, dass es beim Schließen meine Benutzerdaten speichert. Dabei bleibt in der Regel ein Programmrest (natspeak.exe) im Speicher hängen und blockiert das Herunterfahren von Windows. Ich muss diesen Hintergrunddienst also immer von Hand beenden, wenn ich Dragon benutzt habe. 3. Dragon weigert sich manchmal beharrlich, gewisse Wortteile von Doppelwörtern überhaupt nur zur Kenntnis zu nehmen. Ich habe weiter oben einige Male versucht, das Wort „Arbeits-Oberflächen“ zu diktieren. Trotz deutlicher Aussprache wurde der 1. Teil ignoriert. Dragon erkannte nur „Oberflächen“. Erst, nachdem ich den Doppelausdruck einmal getippt hatte, ließ er sich problemlos diktieren. 4. Dragon schreibt manchmal fehlerhaft Wörter zusammen, zum Beispiel „Liebegrüße“ statt „Liebe Grüße“, auch wenn man eine deutliche Pause zwischen den Wörtern macht. 5. Weiterhin stört mich, dass es manchmal schwer ist, Wörter, die einem Befehl zugeordnet sind, in einem Kontext zu diktieren. Stattdessen gehen irgendwelche Fenster auf, oder der Cursor springt unmotiviert umher. Versuchen Sie einmal, das obere Beispiel „Liebegrüße statt Liebe Grüße“ zu diktieren. Bei mir ging beim Wort statt zuerst immer das Startfenster von Windows auf. Wenn man das Ganze aber vier- bis fünfmal versucht, stellt sich Dragon darauf ein und macht es dann richtig.
Trotz der natürlich noch vorhandenen Macken (welche Software ist schon fehlerfrei) bin ich mit dem Programm sehr zufrieden. Viele Probleme verursacht natürlich auch die menschliche Schnittstelle, die die Erkennungstoleranz von Dragon ziemlich herausfordert. Wenn also manches nicht klappt, dann sollte man an sich selbst, seiner Aussprache und vor allem an den Sprechpausen arbeiten. Es ist nach meiner Erfahrung sehr wichtig, flüssig zu diktieren und möglichst keine Pausen zwischen den Wörtern zu machen. Das heißt, man sollte den zu diktieren den Satz vorher vollständig im Kopf haben. Dann klappt es wohl ziemlich gut. Ich diktiere heute alle Texte, die länger sind als ein paar Zeilen, mit Dragon. Auch wenn ich manchmal einiges korrigieren muss, geht das doch erheblich schneller und ist vor allem weniger anstrengend als das Tippen. Mein Fazit fällt also recht positiv aus. Ich würde als Schulnote eine glatte Zwei vergeben.
Dragon 10.1 Standard, Word XP, Windows XP SP 3 Intel Dualcore, 4 GB RAM (3 GB-Switch)
SEHR interessanter Bericht - finde ich vor allem deshalb, weil hier und in anderen Foren immer wieder gern berichtet wird, der Drache würde sich nur für die übliche Gebrauchsprosa insbesondere aus der Geschäftswelt, Medizin und Juristerei eignen und eine erhebliche Vorliebe für den Berichtsstil an den Tag legen, während Dialoge und die 1. Person Singular im Vokabular und im mitgelieferten Standard-Sprachmodell deutlich vernachlässigt worden seien.
Da würde mich doch glatt interessieren, ob Sie Ihr belletristisches Buch (teilweise) aus der Perspektive eines Ich-Erzählers geschrieben haben und ob viele Dialoge vorkommen?
Zu den von Ihnen beschriebenen Problemen ganz kurz
2) Dieses Problem hatte ich unter XP auch.
3) Das ist der von mir so getaufte "Nothing-but-Speech"-Fehler, im entsprechenden Bereich diskutiert.
4) Die automatische Kompositabildung ist etwas übereifrig, auch das ist schon anderwärts im Forum diskutiert, es gibt aber Abhilfe durch Aufnahme individueller Ausdrücke. Möglicherweise ist in Ihrem Fall auch der Schieberegler „Pause vor Befehlen“ unter Optionen >Befehle zu großzügig nach rechts geschoben. Vielleicht versuchen Sie es mal mit einer Einstellung weiter links.
5) Der letztgenannte Tipp hilft vielleicht auch hier.
Grüße, Marius Raabe
Dragon NaturallySpeaking 11.5 Legal Windows 7 Prof. 64-Bit, Office 2010, Jarte Plus Philips SpeechMike II Pro Plus, SpeechMike III, SpeechMike Air, PDCC 2.8 Intel Core2 Quad Q9550, 2,83 GHz, 2x6MB L-2, 8 GB RAM
Zitat5. Weiterhin stört mich, dass es manchmal schwer ist, Wörter, die einem Befehl zugeordnet sind, in einem Kontext zu diktieren. Stattdessen gehen irgendwelche Fenster auf, oder der Cursor springt unmotiviert umher. Versuchen Sie einmal, das obere Beispiel „Liebegrüße statt Liebe Grüße“ zu diktieren. Bei mir ging beim Wort statt zuerst immer das Startfenster von Windows auf. Wenn man das Ganze aber vier- bis fünfmal versucht, stellt sich Dragon darauf ein und macht es dann richtig.
Hallo Roland,
ja, das ist ein Problem. Die Wörter "Stadt" und "statt" (die absolut identisch ausgesprochen werden) einzeln - also mit Pause davor und dahinter - diktiert wie in Ihrem Beispiel, werden meist als "Start" interpretiert, weil das sehr ähnlich klingt.
Die Befehlserkennung ist in der Version 10 so "scharf" eingestellt worden und schlägt dann gnadenlos zu. Was man machen kann, ist ihnen im Diktat einen weiteren Befehl voranzustellen, der nichts bewirkt, außer dass sie nicht mehr isoliert gesprochen werden, am einfachsten für die Groß- oder Kleinschreibung. In den Fällen also:
Kleinbuchstaben statt groß Stadt
Dasselbe gilt für alle Wörter, die unweigerlich als Befehl erkannt werden müssen, wenn ihnen nichts vorangeht, zum Beispiel "Datei - bearbeiten - Format" usw.
Hoffe, das hilft.
Rüdiger Wilke
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Zitat2. Ich habe Dragon so eingestellt, dass es beim Schließen meine Benutzerdaten speichert. Dabei bleibt in der Regel ein Programmrest (natspeak.exe) im Speicher hängen und blockiert das Herunterfahren von Windows. Ich muss diesen Hintergrunddienst also immer von Hand beenden, wenn ich Dragon benutzt habe.
Das Problem lässt sich lösen, wenn man Dragon die benötigte Zeit gibt. Ich beende grundsätzlich Dragon, speichere Benutzerdateien nicht automatisch, um hierbei selbst entscheiden zu können, und fahre Windows erst nach einer angemessenen Zeit (ausprobieren!!) runter.
Zitat3. Dragon weigert sich manchmal beharrlich, gewisse Wortteile von Doppelwörtern überhaupt nur zur Kenntnis zu nehmen. Ich habe weiter oben einige Male versucht, das Wort „Arbeits-Oberflächen“ zu diktieren. Trotz deutlicher Aussprache wurde der 1. Teil ignoriert. Dragon erkannte nur „Oberflächen“. Erst, nachdem ich den Doppelausdruck einmal getippt hatte, ließ er sich problemlos diktieren.
"Arbeits-Oberfläche" als ein neues Wort eingeben hilft.
Zitat4. Dragon schreibt manchmal fehlerhaft Wörter zusammen, zum Beispiel „Liebegrüße“ statt „Liebe Grüße“, auch wenn man eine deutliche Pause zwischen den Wörtern macht.
In den Formatierungsoptionen ( unter Extras) "Komposita" deaktivieren
Zitat5. Weiterhin stört mich, dass es manchmal schwer ist, Wörter, die einem Befehl zugeordnet sind, in einem Kontext zu diktieren. Stattdessen gehen irgendwelche Fenster auf, oder der Cursor springt unmotiviert umher. Versuchen Sie einmal, das obere Beispiel „Liebegrüße statt Liebe Grüße“ zu diktieren. Bei mir ging beim Wort statt zuerst immer das Startfenster von Windows auf. Wenn man das Ganze aber vier- bis fünfmal versucht, stellt sich Dragon darauf ein und macht es dann richtig.
In den Optionen, Registerkarte Befehle, die Optionen "Klick sagen..." aktivieren.
die Probleme, die Sie hier kommentieren, sind ja schon an anderer Stelle ausführlich besprochen worden, mit Ausnahme von (1) "Dragon bleibt beim Herunterfahren von Windows XP hängen". Ich sehe keinen Unterschied, ob ich Windows für das Herunterfahren mehr oder weniger Zeit nach dem Beenden von Dragon lasse, und wenn es passieren soll, passiert es eben. Es macht aber auch nichts, den Vorgang dann mit "Sofort beenden" zu beschleunigen.
Die weiteren Tipps sind meines Erachtens Geschmackssache, insbesondere "Komposita" und "Klick um Menüs zu aktivieren". Beide, aber insbesondere das Letztgenannte, sind Zeitfresser nach meinem Dafürhalten. Es geht auch mit Diktiertechnik.
Grüße Rüdiger Wilke
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Zu 2.: Bei mir jedenfalls spielt es keine Rolle, wie lange ich nach Beendigung von Dragon warte. Auch nach Stunden hängt natspeak.exe noch im Speicher.
Zu 4: Komposita deaktivieren ist ein guter Trick. Allerdings tritt das Problem nicht so häufig auf, dass es wirklich ein Problem wäre. Ich behelfe mir dabei mit dem Befehl "trenne".
Zu 5.: Ich habe die Optionen "Klick sagen..." bereits aktiviert. Das hat aber offenbar keinen Einfluss auf manche Windows-Befehle. Der Befehl "Start" für "Startmenü öffnen" funktioniert jedenfalls auch ohne vorgestelltes Klick.
Zitat von VincentHallo Roland
Zitat2. Ich habe Dragon so eingestellt, dass es beim Schließen meine Benutzerdaten speichert. Dabei bleibt in der Regel ein Programmrest (natspeak.exe) im Speicher hängen und blockiert das Herunterfahren von Windows. Ich muss diesen Hintergrunddienst also immer von Hand beenden, wenn ich Dragon benutzt habe.
Das Problem lässt sich lösen, wenn man Dragon die benötigte Zeit gibt. Ich beende grundsätzlich Dragon, speichere Benutzerdateien nicht automatisch, um hierbei selbst entscheiden zu können, und fahre Windows erst nach einer angemessenen Zeit (ausprobieren!!) runter.
Zitat3. Dragon weigert sich manchmal beharrlich, gewisse Wortteile von Doppelwörtern überhaupt nur zur Kenntnis zu nehmen. Ich habe weiter oben einige Male versucht, das Wort „Arbeits-Oberflächen“ zu diktieren. Trotz deutlicher Aussprache wurde der 1. Teil ignoriert. Dragon erkannte nur „Oberflächen“. Erst, nachdem ich den Doppelausdruck einmal getippt hatte, ließ er sich problemlos diktieren.
"Arbeits-Oberfläche" als ein neues Wort eingeben hilft.
Zitat4. Dragon schreibt manchmal fehlerhaft Wörter zusammen, zum Beispiel „Liebegrüße“ statt „Liebe Grüße“, auch wenn man eine deutliche Pause zwischen den Wörtern macht.
In den Formatierungsoptionen ( unter Extras) "Komposita" deaktivieren
Zitat5. Weiterhin stört mich, dass es manchmal schwer ist, Wörter, die einem Befehl zugeordnet sind, in einem Kontext zu diktieren. Stattdessen gehen irgendwelche Fenster auf, oder der Cursor springt unmotiviert umher. Versuchen Sie einmal, das obere Beispiel „Liebegrüße statt Liebe Grüße“ zu diktieren. Bei mir ging beim Wort statt zuerst immer das Startfenster von Windows auf. Wenn man das Ganze aber vier- bis fünfmal versucht, stellt sich Dragon darauf ein und macht es dann richtig.
In den Optionen, Registerkarte Befehle, die Optionen "Klick sagen..." aktivieren.
Grüße
H. Meltzer
Dragon 10.1 Standard, Word XP, Windows XP SP 3 Intel Dualcore, 4 GB RAM (3 GB-Switch)