Ich spiele mit dem Gedanken, mir eine Spracherkennungssoftware - natürlich von Nuance - für die Verwendung in meiner Kanzlei zuzulegen.
Als Apple-Nutzer sind die Auswahlmöglichkeiten ja etwas beschränkt - da gibts ja nur "Dragon Dictate für Mac". Windows möchte ich auf meinem Mac nicht installieren müssen.
Meine Frage ist daher:
Ist das Dragon für Mac mit Dragon Naturally Speaking Premium vom Leistungsumfang vergleichbar? Kann man mit der Mac-Version "ordentlich arbeiten"? - also vernünftiges Diktieren und Formatieren beim Sprechen?
Das könnte wohl am besten jemand beantworten, der beides kennt, aber das ist eine ganz seltene Spezies. Gelegentlich streunt hier ein sogenannter Lupus Beta herum, der, wenn ich recht informiert bin, beruflich die PC-Version einsetzt und als Hobby mit der Mac-Version experimentiert.
Was sagt uns das?
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Wuff! Jaul! Die Gründe für mein (nicht ganz korrekt – ich nutze die Mac-Version auch für die Heimarbeit –) beschriebenes Verhalten liegen historisch nicht in Funktionsunterschieden bzw. Qualitätsunterschieden der beiden Versionen, sondern schlicht darin, dass unsere Kanzlei wie die allermeisten seit ewigen Zeiten Windows-Rechner einsetzt.
Doch Gebell beiseite: Die meisten so genannten Experten vertreten die Auffassung, dass NaturallySpeaking besser sei als DragonDictate bisher war – angesichts des viel größeren Marktes mag es einleuchten, dass der Hersteller sich beim erstgenannten Programm mehr Mühe gibt. Außerdem erleichtert das Betriebssystem wohl die Integration der Spracherkennung in die Anwendungsprogramme.
Aber: Warten Sie noch ein bis zwei Monate, dann sollte "Dragon for Mac" (auch) in deutscher Version erschienen sein – das ist praktisch Version 5. Dann versuchen Sie es einfach mal. Jetzt Dictate zu kaufen, dürfte Geldverschwendung sein.
Um die Fragen zu beantworten:
Nach der Papierform ist der Leistungsumfang von DragonDictate sogar größer als der von NaturallySpeaking Premium, weil DragonDictate weitergehende Fähigkeiten bei der Transkription von Audioaufnahmen und bei der Erstellung benutzerdefinierter Befehle aufweist. Dafür fehlt DragonDictate jedenfalls bislang eine Funktion zur regelmäßigen akustischen Optimierung und Sprachmodelloptimierung – die Korrekturen werden nicht mit Audio im Profil gespeichert (was andererseits zu einer angenehmen geringen Größe der Profildateien führt).
Die Haupt-Themen sind aber andere:
1) Möglicherweise bedingt durch das Sandbox-Konzept von OS X fällt es DragonDictate schwerer als seinem Gegenstück in der Windows-Welt, stets den aktuellen Stand in einem Textfenster von Word im internen Zwischenspeicher zu behalten. Das führt manchmal zu Problemen, wenn Diktat und Tastatureingaben munter im Wechsel erfolgen oder wenn in lange Texte gearbeitet wird. Das Programm hat das von Version zu Version besser im Griff und Nuance verspricht auch für die kommende Version die problemlose Integration. Dazu habe ich neulich gerade den Link zu einem Werbevideo in einem anderen Thema hier gepostet. Wie viel das Versprechen wert ist, wenn es um komplizierte Dokumente geht, kann im Moment niemand hier sagen.
Andererseits hat das unterschiedliche Verhalten auch Vorteile. So kann man in DragonDictate relativ problemlos in PowerPoint für Mac diktieren, was in der Windows-Welt vergleichbar schlechter funktioniert.
2) Historisch bedingt, hören die Befehle in DragonDictate auf eine andere Syntax als in NaturallySpeaking. Ein Umsteiger oder Benutzer beider Versionen muss sich also unterschiedliche Befehle merken. Beispiel: In NaturallySpeaking heißt ein Befehl „Cursor vor…“, in DragonDictate jedoch: „Einsetzen vor….“. Ob das in der neuen Version auch so bleibt, weiß ich nicht. Ich würde es vermuten. Man kann mit Bordmitteln (nämlich Skript-Befehlen) eingeschränkt Abhilfe schaffen, aber eben nur eingeschränkt.
3) Schließlich ist die Benutzeroberfläche in DragonDictate bislang gewöhnungsbedürftig, insbesondere das Korrekturfenster (das natürlich in Wahrheit auch anders heißt). In der neuen Version soll das deutlich besser werden. Abwarten.