Heute beim Aufräumen nach dem Umzug in Version 11 habe ich eine spannende Entdeckung gemacht, die von allgemeinem Interesse sein dürfte. Schon beim Import der "grünen" Wörter, die sich in der Version 10 angesammelt hatten, war mir aufgefallen, dass von ca. 1050 Wörtern insgesamt knapp 200 daraus nicht übertragen worden sind. Die Vermutung lag also nahe, dass es sich dabei um Einträge handelt, die in Version 11 schon von vornherein aktiviert sind.
Also habe ich die Liste der importierten Wörter noch einmal extrahiert und die beiden Dateien - grüne Wörter in 10 vs. grüne Wörter in 11 - miteinander verglichen. Schon nach den ersten etwa 10 Einträgen hatte sich diese Vermutung bestätigt, sie waren nun allesamt schon "da".
Interessant ist aber die Zusammensetzung dieser Wörter, die nun schon von Beginn an zur Verfügung stehen und nicht erst durch Korrektur oder manuelle Eingabe in den Vordergrund geholt werden müssen. Erfreulich für mich war insbesondere, dass dabei eine nicht unbeträchtliche Menge von Ausdrücken auftauchte, die mehr zu dem von mir beackerten Fachgebiet (Bauwesen) zählen dürften. Liegt das vielleicht daran, dass ich mir mal die Mühe gemacht habe, die Datensammlung auszuführen und ein Datenpaket auf der Basis meiner Texte in die USA zu versenden? - Nein, nur ein Scherz.
Davon abgesehen aber fiel auf, dass es sich bei den allermeisten Einträgen offensichtlich um Ergänzungen bereits vorhandener Einträge durch fehlende Flexionen handelte, insbesondere Partizipien im Genitiv und Dativ, Plural oder weitere Genera.
Dadurch angeregt, habe ich mal den Vokabular-Editor in beiden Versionen parallel geöffnet, und bloß stichprobenartig den Wortbestand miteinander verglichen. Exemplarisch stelle ich im folgenden ein paar Stellen direkt gegenüber. Oben jeweils der Editor aus Version 10, darunter Version 11.
Zu beachten ist im unteren Bild die Erweiterung der Grundform "aufgearbeitet" um zwei Formen, ebenso ist "aufgebauscht" hinzugekommen.
Im folgenden Bild geht es um die Dativform "ausgeglichenem", die neu in Version 11 ist.
Um auch konkret nach Substantiven zu schauen, habe ich mir mal die Abteilung "Männer" angesehen. Hier fällt auf, dass der "Männerbund" nicht mehr vertreten ist, dafür hinzugekommen sind aber die "Männerberufe", und die "Männerfantasien" gibt es jetzt auch im Singular.
Wohlgemerkt, die Beispiele sind wahllos und zufällig, ich habe insgesamt nicht länger als 10 Minuten danach gesucht, aber festgestellt, dass an allen Ecken und Enden ähnliche Belege zu finden sind.
Fazit:
Nach ersten, aber stichhaltigen Proben ist festzustellen, dass das Vokabular nun bereits im Auslieferungszustand einen um schätzungsweise 20 % höheren Anteil von Wörtern enthält, die in einem Standard-Diktat erwartungsgemäß vorkommen können. Der Zuwachs - der eigentlich keiner ist, da der Umfang des Vokabulars im Grunde gleich geblieben ist und zusätzlich mit Kompositums-Bestandteilen angefüllt wurde, ca. 3500 , andere, nicht so gebräuchliche Formen demnach heraus genommen worden sein müssen - umfasst außerdem schwerpunktmäßig zusätzlich Flexionen bereits vorher enthaltener Grundformen.
Daraus folgt, dass der Hersteller sehr wohl Mühe darauf verwandt haben muss, den Vokabularbestand den Bedürfnissen des Anwenders anzupassen. Dass das Ergebnis allerdings immer noch erhebliche Lücken aufweist, gemessen am oguh-Standard, steht freilich auf einem anderen Blatt.
Grüße R. Wilke
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Vielen Dank Rüdiger, dass du durch den direkten Vergleich bestätigst, was ich anekdotisch auch schon beobachtet habe – das Vokabular ist gerade hinsichtlich der Flexionen deutlich besser geworden. Ich vermute, dass der Hersteller auch deshalb mehr Flexionen in den Vordergrund geholt hat, weil die erhöhte Abtastrate eine bessere Trennschärfe erlaubt, allerdings damit auch höhere Anforderungen an die Präzision des Diktanten stellt. Da man sich auch mit der Kompositabildung etwas mehr Mühe gegeben hat, können Wörter wie „Männerbund“ eben auch so ganz gut erkannt werden. Man sieht, der Drachen und sein Hersteller sind viel besser als manche Neurotiker behaupten – den „Standard“ setzt halt immer noch Nuance.
Marius
Dragon NaturallySpeaking 11.5 Legal Windows 7 Prof. 64-Bit, Office 2010, Jarte Plus Philips SpeechMike II Pro Plus, SpeechMike III, SpeechMike Air, PDCC 2.8 Intel Core2 Quad Q9550, 2,83 GHz, 2x6MB L-2, 8 GB RAM
Zitat von "Marius Raabe"Man sieht, der Drachen und sein Hersteller sind viel besser als manche Neurotiker behaupten – den „Standard“ setzt halt immer noch Nuance.
Na ja, "Neurotiker" wollen wir doch außen vor lassen, auch begrifflich, aber zur Sache, gehen wir doch einfach mal davon aus, dass es des Herstellers vorderstes Interesse ist, ein Produkt anzubieten, dass im Rahmen der Möglichkeiten einen maximalen Verbreitungsgrad erreicht, dabei zwar nicht Deine oder meine individuellen Bedürfnisse primär im Auge haben kann, aber solche Überlegungen doch beim Neuaufbau einer Version einbezieht.
Ansonsten steht es jedem frei, (1) sich sein eigenes Vokabular zusammen zu stellen, dies auch in Einklang mit den EULA, oder (2) das Produkt nicht mehr zu verwenden, wenn der innere Friede zwischen dem Anwender und dem Produkt einfach nicht hergestellt werden kann - was im übrigen eine denkbar schlechte Ausganslage bei Verwendung von Spracherkennungssoftware ist.
In einer idealen Welt würde Spracherkennung nicht daran scheitern, dass Wörter diktiert werden, die dem Programm noch nicht vorliegen, keine Frage. Ideale Welten aber sind und bleiben Hirngespinste, harsch formuliert, und zerbrechen immer an der Unzulänglichkeit des Faktischen.
Demgegenüber aber erinnere ich mich auch oft amüsiert an die Zeit, in der Stilblüten noch von Hand im Zuge der halb-automatisierten Spracherkennung (Tippen im Sekretariat) durch reine Menschenkraft hervorgebracht wurden, immer dann wenn es dem Diktanden einfiel, mal wieder ein neues Wort zu verwenden.
Dennoch, so sehr ich mich auch über kleinste Fortschritte bei einer neuen Version freue - und solche liegen ganz ohne Zweifel vor, ungeachtet der Kritiker daran, und ich stimme mit Dir überein, dass diejenigen, die damit nicht zurecht kommen, mal besser bei sich selbst nachschauen sollen und in Betracht ziehen, dass die neue Version ganz anders funktioniert und behandelt werden will als noch der Vorgänger -, soll das nicht heißen, dass alles gut ist und nicht noch besser gemacht werden könnte. Die Forschung geht weiter.
Grüße Rüdiger Wilke
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