ZitatRüdiger Wilke schrieb: "Sprachbefehle zu lernen, oder überhaupt Dragon zu erlernen, hat viel mit dem Erwerb einer Fremdsprache gemeinsam"
Dieses Zitat animiert mich doch zu der Grundsatzfrage, ob das Erlernen des Umgangs mit Dragon tatsächlich so schwierig ist wie der Erwerb einer Fremdsprache?
Wäre es an dem, wäre auch klar, wieso die Verbreitung dieses Umgangs nur langsam geschieht. Im amerikanischen KnowBrainer-Forum vertritt einer der Moderatoren standardmäßig und wortreich die These, dass der erfolgreiche Umgang mit Dragon eine lange Übungsphase voraussetze.
Ich bin da indes nicht so sicher bzw. halte das für zu undifferenziert. Meines Erachtens muss man zwischen der Kernfunktion der Spracherkennung zum Zwecke der Texteingabe einerseits und der Steuerung des Computers über Sprachbefehle andererseits unterscheiden.
Der Umgang mit der Spracherkennung in dem Sinne, dass man Texte statt zu tippen über die Sprache eingeben kann, ist aus meiner Sicht mit Dragon sehr schnell zu lernen, sehr viel schneller jedenfalls das Tippen. Man benötigt nicht mehr als das anfängliche Training, eine saubere Aussprache, das Mitsprechen der Satzzeichen sowie ggf. der Großschreibung und ein paar wenige Befehle zum Umgang mit der Korrekturfunktion. Am schwierigsten ist hier sicher noch, sich einen einigermaßen sauberen und flüssigen Diktatstil mit zusammenhängenden Äußerungen anzueignen. Andererseits verlangt das Programm eben nicht die Setzung von Pausen an Wortgrenzen – die Unterscheidung erledigt äußerst erfolgreich die Statistik.
Der Vergleich zur Fremdsprache trägt meines Erachtens nur, wenn man den Computer darüber hinaus per Sprache steuern will (oder muss) – hier kommen das Befehlsvokabular und die Befehlsgrammatik ins Spiel, die man in der Tat lernen muss. Der Hersteller bemüht sich um Hilfestellung durch die Dragon-Randleiste (die meines Erachtens nicht sehr gelungen ist) und das Befehlscenter, aber der Umgang mit den Befehlen ist gleichwohl nicht so intuitiv wie das Marketing des Herstellers es gerne hätte.
Ich vermute, dass die Lernkurve deshalb am Anfang steil ist und dann rapide abflacht, weil der Benutzer – vom anfänglichen Erfolgserlebnis bei der Umsetzung von Sprache in Text begeistert – schnell immer mehr dazu übergehen möchte, Aufgaben per Sprache zu steuern und damit zu beschleunigen, umso das volle Potenzial des Drachen auszureizen.
Da ich selbst das Programm viele Jahre benutze, kann es natürlich sein, dass meine Wahrnehmung verzerrt ist – auf Anmerkungen bin ich daher gespannt.
Beste Grüße, Marius Raabe
Dragon NaturallySpeaking 11.5 Legal Windows 7 Prof. 64-Bit, Office 2010, Jarte Plus Philips SpeechMike II Pro Plus, SpeechMike III, SpeechMike Air, PDCC 2.8 Intel Core2 Quad Q9550, 2,83 GHz, 2x6MB L-2, 8 GB RAM
Also ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, dass ich das Diktieren nach und nach erlernen musste, und nicht auf Anhieb oder im Handumdrehen beherrschte, so wie ich heute unterscheiden kann, woher die Fehler kommen, wenn ich welche bekomme.
Dazu ein Beispiel: ein paar Zimmer weiter sitzt jemand, dem ich die Technik vor etwa drei Jahren nahe gebracht habe und der sie seither einsetzt, womit das Banddiktat dann abgelöst wurde - wie ich dachte. Er bringt eigentlich alle Voraussetzungen mit, eine klare und deutliche Aussprache, solange er daran denkt. Neulich wollte er einem Kollegen aus einem anderen Büro die Technik vorführen, kam mit ihm aber zu mir unter dem Vorwand, wie mir erst später bewusst wurde, dass sein Computer gerade nicht läuft, und bat mich, einmal zu zeigen, wie wir das machen.
Ich habe dann ein paar Standards diktiert, von denen ich genau wusste, dass sie funktionieren, nach weniger als 5 min war die Vorführung beendet.
Wenig später kam der Kollege wieder zu mir ins Zimmer und berichtete, dass er zwischenzeitlich schon gar nicht mehr diktiert hatte, bzw. wieder auf die alte Aufnahmetechnik zurückgegriffen hatte, weil es für ihn einfach nicht mehr funktionierte, ihm aber jetzt klar wurde, woran es liegt, nachdem er mich dabei beobachtet hatte. Ein paar Tage später sprach er mich noch einmal darauf an und erwähnte, dass er nun wieder vollständig mit dem Drachen diktiert.
Nicht erst seit dem, sondern schon von Anfang an bin ich davon überzeugt, dass man auch das Diktieren ebenso erlernen und stets üben muss, wie die Befehle zur Steuerung des Computers usw.
Schöne Grüße Rüdiger Wilke
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Wenn man in der Lage ist, längere Sätze im Zusammenhang zu sprechen, wird man meiner Meinung nach von Anfang an gut mit der Spracherkennung im Sinne der originären Funktion der Umsetzung der Worte in geschriebenen Text klarkommen.
Wenn man allerdings zu den Mitgliedern der Fraktion gehört, die beim Diktieren einen von der normalen Sprache deutlich abweichenden Singsang verfallen (meist die, die sich selbst so gerne reden hören )oder nach spätestens drei Worten erst einmal eine Denkpause machen, dann wird es schwierig.
Ich habe das bei der damaligen Einführung der ersten Softwarepakete von Dragon NaturallySpeaking bei uns im Büro erlebt. Die Leute, die flüssig sprechen können, arbeiteten zumindest teilweise mit dem Programm, die anderen haben es als nicht praktikabel abgetan und in die Ecke gelegt.
Aus meiner Sicht ist es daher schon sinnvoll, seine Diktierfähigkeiten vor dem Beginn der Auseinandersetzung mit der Spracherkennung realistisch einzuschätzen bzw. sich darüber klar zu werden, dass man seinen Diktierstil unter Umständen schon an die Spracherkennung anpassen muss. In einem ist der Drache einer Schreibkraft nämlich bei weitem unterlegen: er beherrscht es nicht mal ansatzweise, Gebrabbel in brauchbare Sätze umzuwandeln.
Marius Ausführungen zu der Lernkurve kann ich schließlich vollumfänglich bestätigen und habe daher nach dem Erlernen der grundsätzlichen Sprachbefehle und dem Erstellen kleinerer Makros, die ich immer wieder benötige benötige (Öffnen bestimmter Dokumente, Einfügen von Textblöcken etc.) weitergehende Bemühungen eingestellt. Alles andere würde zumindest mich nämlich wesentlich mehr Zeit kosten, als es nachher an Zeitersparnis einbringt.
Im Idealfall verfügt man über eine Sprecherausbildung und artikuliert und diktiert so, wie ein Nachrichtensprecher die Nachrichten vorliest, allerdings ergänzt um die Satzzeichen. Man spricht in ganzen Sätzen ohne Pausen dazwischen, zumindest immer bis zum nächsten Satzzeichen. Solange man nur dasjenige Material benötigt, was der Hersteller bereitstellt, bezogen auf Vokabular, Kontexte und Einstellungen, wird man quasi von Anfang an nahezu fehlerfreie Diktate abliefern. Das reicht alle Mal aus, um nicht fachbezogene Texte, wie zum Beispiel solche Beiträge in Foren, E-Mails oder einfache Schreiben anzufertigen.
Je weiter man aber von diesen Voraussetzungen abweicht, desto häufiger wird man das Ziel verfehlen. Ob man das "erlernen" muss, bewusst oder intuitiv, ist sicherlich individuell, auf jeden Fall kann man es aber erlernen.
Grüße, R. Wilke
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Hier wird auch darauf hingewiesen, dass es sehr sinnvoll ist, einen Experten für den Einstieg zurate zu ziehen. Dies kann ich aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen. Ich habe die Sprachsteuerung sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld weiterempfohlen. Nach einer kurzen Einführung von mir wurde Dragon NaturallySpeaking Premium 11 sehr gut angenommen. Auch soll die Kurzanleitung von Dragon NaturallySpeaking für einen Anfänger recht hilfreich sein.
Wie vielleicht in meinem ersten Beitrag noch nicht hinreichend deutlich gemacht, wenn auch erwähnt, bin ich mit Carsten der Auffassung, dass die Hauptschwierigkeit betreffend die Nutzung der Kernfunktionalität des Programms für die meisten neuen Benutzer sein dürfte, überhaupt eine flüssige und klare Diktierweise zu entwickeln.
Bevor man allerdings „den Schinken zu hoch hängt“ und damit wieder Leute abschreckt, verdient es meines Erachtens klargestellt werden, dass das Programm auch dann sehr gut (wenn auch nicht ideal) funktioniert, wenn man nicht ganze Sätze spricht, sondern sich auf Phrasen von vielleicht vier oder fünf Wörtern beschränkt. In den meisten Fällen werden auch Einzelwörter mit einer akzeptablen Genauigkeit erkannt.
Um Carstens Stichwort „Gebrabbel“ aufzunehmen: Eine gewisse Kompetenz im Umgang mit gesprochener und geschriebener Sprache ist in der Tat Voraussetzung oder, genauer, der Einsatz von Dragon bzw. Spracherkennungssoftware im Allgemeinen ist kein Instrument, diesbezügliche Defizite auszugleichen.
Und sicher wird man beim Einsatz auch nicht erfolgreich sein, wenn man generell Angst vor dem Umgang mit Computern hat, vielmehr hilft es, wenn man – wie soll ich es sagen – ein gewisses „Gefühl für die Maschine“ hat in dem Sinne, dass man sich in die Funktionsweise der Software hinein denken kann und nicht gleich aufgibt, wenn irgendetwas nicht so läuft wie gewünscht, sondern dann ein bisschen Experimentierfreude an den Tag legt.
Diese, wenn man so will, Spracherkennungs-Sekundärtugenden sind sicherlich auch die Stelle, wo die „Experten“ ins Spiel kommen, nämlich für diejenigen, die über diese Sekundärtugenden nicht verfügen. Ich nenne das mal den (oder heißt es: das?) Word-Benchmark: Wer eine Schulung braucht, um einen flüssigen und effektiven Umgang mit Microsoft Word zu erlernen, sollte sicherlich auch im Umgang mit Dragon unterwiesen werden.
Wie überall, können „Experten“ aber auch viel Unheil anrichten, insbesondere durch falsche Tipps, die den Drachen eher verbiegen als entfalten. Der von Jörg angeführte Artikel in der FAZ ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch Experten oft falsch liegen, enthält er doch eine Reihe von Fehlern (beispielsweise die Behauptungen zum Vokabularumfang oder zur Abhängigkeit vom Sprachmodell).
Ita est vita.
Gruß, Marius Raabe
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Wie sagt mein Kumpel immer so gerne: "Beware of Greeks bearing gifts".
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Vergil is your chap? Great! Wasn't it more like: "Quidquid it est, timeo danaos, et dona ferentes"? OK, I will refrain from being nice to Greeks for a while (no xenophobia intended). Pseudo-Marius
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Zitat von R.Wilkeauf jeden Fall kann man es aber erlernen
Bei den Drachen-Versionen (Professional) unter 10 hat mich nur der hohe Anschaffungspreis bewogen, dran zu bleiben. Ab Version 10 und noch mehr ab Version 11 hat jeder Begeisterungsfähige die Möglichkeit den Drachen zu zähmen und erstaunliche Ergebnisse zu Stande zu bringen, auch wenn man nicht gerade ein Nachrichtensprecher ist oder lange Sätze zusammenhängend und flüssig diktieren kann oder will. Dieses Forum bietet dazu eine große Hilfe. Das Diktieren mit Satzzeichen habe ich schneller gelernt als vermutet mit dem Nebeneffekt, dass ich, wenn ich nun eine Ansage auf dem Anrufbeantworter diktiere, ebenfalls hin und wieder Satzzeichen mitspreche. Unbedingt empfehlenswert ist es allerdings, eines der Funk-Alphabete zu lernen. Das braucht man nicht nur für die Arbeit mit dem Drachen, sondern auch immer wieder beim Telefonieren.
Zitat von R.Wilke"Beware of Greeks bearing gifts"
Wie gemein, dass eine gewisse Sorte von Schadsoftware Trojaner genannt wird als ob sie und nicht die Griechen das verhängnisvolle Pferd erfunden hätten. Rüdiger, du musst aufpassen, dass du als Laokoon redivivus nicht von Experten-Schlangen verschlungen wirst.
Hans
DPI 15 auf Windows 10 Professional (64-bit) SpeechMike Premium. Intel i7 Core 4x2.67 GHz, 6 GB RAM
Lieber Hans, keine Sorge, ich bin schon wieder unterwegs, aber weiß nicht so genau, wo ich gerade stecke, und kann schlecht hören, vor lauter Wachs in den Ohren.
Ahoi! Rüdiger
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