3. Schritt: Weiter im Text, aber: Er versteht mich nicht!
Wenn Sie, wie in den beiden ersten Abschnitten erklärt, erfolgreich ein Benutzerprofil angelegt und nicht nur den ersten Text, sondern auch sogleich weitere Texte problemlos diktiert haben und schon mitten in der effektiven Nutzung des Programms sind, können Sie eigentlich den folgenden Abschnitt getrost ignorieren. Dann gehören Sie vielleicht zu der eher überschaubaren Zahl von Anfängern, die entweder schon wissen, wie das Programm grundsätzlich verwendet werden muss, oder sie beherrschen es einfach intuitiv.
Wenn Sie aber, was keine Seltenheit ist, zu denjenigen gehören, die von Beginn an Schwierigkeiten mit dem Diktat erleben und immer wieder die Erfahrung machen, dass das Programm Sie einfach nicht versteht, bis hin zur völligen Frustration und zu dem Punkt, wo Sie bereit sind, alles aufzugeben, dann sollten Sie sich mit den Grundregeln des Diktierens vertraut machen, und diesen Abschnitt mit größter Sorgfalt lesen. Vergessen Sie auch nicht, dass es sehr viel Übung bedarf, diese Regeln so weit zu beherrschen, dass sie stets intuitiv angewendet werden.
Die Grundregeln des Diktierens
(1) Achten Sie stets auf eine entspannte Körper- und Sprechhaltung, sprechen Sie ohne Anstrengung, in möglichst gleich bleibender Artikulation und mittlerer Lautstärke, ungefähr so, als würden Sie jemandem etwas erklären, der Ihnen in einer Entfernung von etwa 2 m gegenüber sitzt.
Versuchen Sie, unnötige Unterbrechungen zu vermeiden, und wenn Sie bemerken, dass Sie sich anstrengen müssen, etwa weil sie unkonzentriert oder müde werden, machen Sie unbedingt eine Pause, oder machen Sie erst am nächsten Tag weiter. Anekdotisch ist schon fast der Bericht von vielen Anwendern, dass der Drachen ab einer bestimmten Uhrzeit, meistens nach 18:00 Uhr, einfach nicht mehr richtig funktioniert! - Wenn Sie aber trotzdem, wie die meisten von uns, weitermachen müssen oder wollen, wundern Sie sich nicht über den Unterschied.
(2) Sprechen Sie niemals einzelne Wörter, sondern immer in zusammenhängenden Äußerungen, möglichst immer bis zum nächsten Satzzeichen, und machen Sie keine Pause davor, sondern schließen Sie es am Ende der Äußerung mit ein. Solange Sie ohne Pause sprechen, hört Ihnen die Spracherkennung zu und versucht, Ihre Äußerung umzusetzen. Wenn Sie jedoch nur eine geringfügige Pause machen, wird der Erkennungsprozess sofort beendet und der Text wird umgesetzt. Die Satzzeichen sind aber für die Erkennung von großem Wert, weil sie das Ende einer zusammenhängenden Äußerung markieren.
(3) Aus der letztgenannten Regel geht hervor, dass es immer günstiger ist, wenn Sie vorher überlegen, was Sie sagen wollen, bevor Sie beginnen zu sprechen. Wenn man dies nicht gewohnt ist, kann es sein, dass es eine sehr große Übung erfordert, dies zu lernen. Achten Sie aber bitte unbedingt darauf, denn Sie werden sehr schnell feststellen, das jedes Mal, wenn Sie das Diktat unterbrechen und nur Fragmente oder gar einzelne Wörter diktieren, die Ergebnisse vergleichsweise schlechter sind als im zusammenhängenden Diktat.
(4) Daraus wiederum folgt, dass Sie sich beim Diktat möglichst nicht ablenken lassen dürfen, und insbesondere auch nicht davon, was während des Diktierens auf dem Bildschirm geschieht. Entweder schauen Sie gar nicht dorthin, oder aber, wenn Sie bemerken, dass die Umsetzung mangelhaft ist, machen Sie nicht den - allzu menschlichen - Fehler, sogleich eingreifen zu wollen. Führen Sie den Gedanken zu Ende, oder setzen Sie auf das gesamte Diktat fort, Fehler können immer noch im Nachhinein verbessert werden. Warum dies ohnehin effizienter ist und wie es am besten bewerkstelligt wird, wird in einem späteren Abschnitt erklärt. Viel wichtiger aber ist es, einen möglichst kontinuierlichen Diktierfluss aufrechtzuerhalten.
Fazit: Dragon NaturallySpeaking basiert auf dem Prinzip der kontinuierlichen Spracherkennung, mit dem Effekt, dass einzelne Wörter nicht selten falsch verstanden werden, im Zusammenhang einer Äußerung aber viel besser zu identifizieren sind, weshalb es müßig ist, sich darüber zu wundern, warum ein einzelnes Wort nicht verstanden wird.
In der Vorschau auf die kommenden Abschnitte soll das hier Gesagte einmal an einem Beispiel demonstriert werden. Zur Verdeutlichung, falls Sie das Beispiel nachvollziehen wollen, ich verwende im Moment ein relativ neues und untrainiertes Profil, so dass die Voraussetzungen ungefähr gleich sein dürften, sofern Sie dies auch tun. Weil der Spracherkennungsprozess aber immer einen gewissen Restbestand an Unsicherheit in sich birgt, kann man nicht mit Bestimmtheit davon ausgehen, dass Sie in dem Fall zum selben Ergebnis kommen.
Als Beispiel diktiere ich den folgenden Satz ohne Unterbrechung:
Um ein Wort von dem anderen zu unterscheiden, insbesondere dann, wenn sie sehr gleich oder ähnlich klingen, ist es wichtig, das sie alle nacheinander und im Zusammenhang diktiert werden.
Wie dort zu sehen ist, wurde der Satz nahezu perfekt erkannt, mit einem kleinen Makel allerdings, den ich hier fett markiert habe.
Wenn ich unmittelbar darauf den Befehl "schreib das" diktiere, öffnet sich das Buchstabierfenster mit dem folgenden Inhalt:
Dort wird als Variante 1 die umgesetzte Lösung abgebildet, die intendierte und richtige Lösung befindet sich schon an Position 2, weiter unten sind noch weitere, in dem Kontext mögliche Varianten, die sich nur darin unterscheiden, dass ähnlich klingende Wortendungen miteinander konkurrieren. Zur Korrektur des Satzes habe ich dann die Variante 2 gewählt, und wenn ich den Satz nun noch einmal diktiere, sieht er folgendermaßen aus:
Um ein Wort von dem anderen zu unterscheiden, insbesondere dann, wenn sie sehr gleich oder ähnlich klingen, ist es wichtig, dass sie alle nacheinander und im Zusammenhang diktiert werden.
Wie man daran erkennen kann, ist das Programm tatsächlich lernfähig!