ich verwende Latex zum Schreiben meiner Arbeit und würde gerne einige wenige Befehle dem Drachen beibringen. Dabei geht es mir vor allem um Formatierung als kursiv und fett. Ich habe bereits versucht, das Ganze als Vokabular einzutragen, jedoch wird das Sonderzeichen „“ nicht als Worteintrag akzeptiert (der Befehl in Latex lautet textit{}). Ich habe bereits von den Erweiterungen Unimacro, Vocola und Natlink gehört, jedoch denke ich, dass diese Erweiterungen für diesen recht kleinen und einfachen Eingriff Overhead sind. Daher würde ich das ganze gerne mit den Bordmitteln des Drachen möglichst einfach und schnell realisieren.
Muss man dies dann als Befehl eintragen? Und falls ja, wie kann ich dem Drachen im Befehl beibringen, den Cursor dann an eine bestimmte Stelle im Text (und zwar hier: textit{%CURSOR%}) nach dem Sprechen von "Latex kursiv" zu platzieren?
Liebe Grüße und vielen Dank für alle Antworten im Voraus
Interessant! LaTeX habe ich zuletzt um 1990 herum gemacht, nachdem ich es an der Uni kennen gelernt hatte, noch bevor ich mich mit Microsoft Word befasst habe. Damals haben wir für Word-Anwender selbstverständlich nur mitleidigen Spott übrig gehabt…
Viel verändert hat sich bei LaTeX anscheinend nicht. Wie Sie schon richtig bemerkt haben, wäre zur Problemlösung der Rückgriff auf die von Ihnen erwähnten Erweiterungen nicht nur „Overhead“, sondern sogar „Overkill“ meines Erachtens, es sei denn, Sie beabsichtigen noch weitere Automatisierung und sind grundsätzlich bereit, einige Monate mit dem Kennenlernen und der Einarbeitung in eine recht verworrene und nicht gerade benutzerfreundlich aufbereitete Thematik zu investieren.
Daraus, dass Sie die Erweiterungen überhaupt erwähnen, schließe ich zugleich, dass Sie nicht die professionelle Version von Dragon verwenden, aber doch hoffentlich Premium?
Wie auch immer, wie Sie schon bemerkt haben, stehen Ihnen grundsätzlich zwei Wege offen - bei Premium-, nämlich Einträge im Vokabular oder aber Erstellen von Text und Grafikbefehlen. Letztere haben den Vorteil, dass Sie dabei auch Sonderzeichen eingeben können, die in der geschriebenen Form im Vokabular Editor nicht akzeptiert werden, etwa den backslash, ohne den kein einziger LaTeX-Befehl überhaupt existieren kann. Dasselbe gilt sinngemäß für die geschweiften Klammern.
Ein kleiner Nachteil der Text und Grafikbefehle besteht darin, dass Sie vor dem Sprechen der Befehle immer eine Pause einlegen müssen, ein viel größerer Nachteil aber ist die Inflexibilität der Formatierungen in dem Zusammenhang, was die Behandlung von Leerstellen im fließenden Text angeht.
Probieren Sie es einfach aus, und Sie werden schon sehen, was ich damit meine.
Deshalb sogleich meine Empfehlung, die Aufgabenstellung über den Vokabular Editor zu lösen. Ich habe zur Demonstration das von Ihnen erwähnte Beispiel einmal umgesetzt und kann somit nun diktieren:
Das folgende Wort wird textit{kursiv} geschrieben, indem ich spreche:
Das folgende Wort wird [beginne kursiv] kursiv [Formatierung aus] geschrieben
Wobei ich selbstverständlich die eckigen Klammern nicht mit spreche und sie nur zur Verdeutlichung hier eingefügt habe, aber um besondere Beachtung dessen bitte, dass ich die Behandlung der Leerstellen nicht eigens diktieren musste.
Realisiert habe ich das, indem ich die folgenden Einträge eingegeben habe:
Geschriebene Form: beginne kursiv [Hinzufügen] Eigenschaften: Alternative Schreibweise 1 verwenden, alt Text einfügen: textit{ Einstellen: 0 Leerstellen hinterher
Geschriebene Form: Formatierung aus [Hinzufügen] Eigenschaften: Alternative Schreibweise 1 verwenden, als Text einfügen: } Einstellen: 0 Leerstellen vorher
Weil Sie danach gefragt haben, das automatische Bewegen des Cursors zwischen die geschweiften Klammern wäre grundsätzlich möglich mittels Skript (Professional oder Erweiterungen), aber dann wären Sie wieder bei einer unflexiblen Lösung, was die Textformatierung betrifft und hätten wieder an anderer Stelle mehr Aufwand. Demgegenüber finde ich die Vokabular-Lösung doch wesentlich eleganter, nicht wahr?
Zusammenfassend kann man also sagen, dass im Vokabular Editor die Sonderzeichen, die in der geschriebenen Form von Hause aus nicht akzeptiert werden, in der alternativen Schreibweise vorkommen dürfen, und dass über die Einstellung der Eigenschaften dem Worteintrag noch diverse zusätzliche Formatierungen verpasst werden können, bis hin zu automatischen Zeilenschaltungen usw., was ich mir insbesondere bei LaTeX-Befehlen wie:
begin{document} end{document}
Als recht praktisch vorstelle.
Viel Spaß dabei!
RW
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Hallo Herr Wilke, vielen lieben Dank für diese wirklich hilfreiche Antwort, wie gewohnt eben! Das funktioniert wirklich super. Befehle wie
begin{document} end{document}
benötige ich eigentlich selten bis nie, da ich mein fertiges Latex-Template besitze und eben darin diktieren, aber nicht alle Formatierungen erst im Nachhinein hinzufügen möchte. So funktioniert das wunderbar, da "kursiv" sowie "fett" die häufigsten Formatierungen darstellen.
Edit: Latex ist vor allem im universitären Umfeld unter meinen Kommilitonen stets sehr beliebt und ich kann mich auch nur immer wieder über Jünger der Microsoft-Software amüsieren, die dann sonderbar viele Probleme mit der Formatierung Ihrer Grafiken und Texte haben, sobald irgendwo am Anfang etwas ergänzt werden soll, und sich daher alle nachfolgenden Kapitel seltsam verschieben.
Das war auch nur ein Beispiel, und je nach Fachrichtung (welche eigentlich bei Ihnen, wenn ich fragen darf) sind die Bedürfnisse eben unterschiedlich. Bei uns z.B. kam auf jeder Seite mindestens einmal vor:
begin{quote} usw.
Und dann wollte ich auch darauf hinweisen, dass man die neue Zeile oder den neuen Absatz auch sogleich in die Wortformatierung aufnehmen kann.
Na dann an die Arbeit!
Gruß, RW
PS: Word ist nur was für Anfänger
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Bei mir ists Maschinenbau/Mechatronik. Da brauch ich höchstens mal Code-Listings Aber dazu kopier ich meist das Codelisting aus dem vorherigen Kapitel einfach kurz rüber, da man dabei sowieso zu viel variieren muss (label, unterschrift, Quellcode-Art (PHP, C++, Java o.ä.) etc) Danke!
Danke maxil, Wilke, Meinhard, das hilft schon ein Stüpck weiter.
Ich überblicke noch nicht - und kann es mangels Dragon-Software auf meinen aktuellen PCs auch nicht ausprobieren - ob auch folgendes mit Sprachbefehlen umsetzbar ist (@Meinhard: Ich meinte in der Tat Vokabulareinträge, aber Sprachbefehle, davor kurze Sprechpause oder attention-Wort geht auch)
Selbstdefinierte LaTeX-Befehle, etwa in meinem letzten Buch vielfach verwendete, hier ein Beispiel
smindexx{ITerm}{telephone}
mit der Folge, dass im Index mit dem Namen ITerm ein Eintrag für das Wort telephone gemacht wird (das habe ich in LaTeX programmiert; damit es geschieht, muss im Text exakt die obige Zeichenfolge auftauchen.
Würde ich das mit einer gesprochenen Sequenz (etwa)
(Text vorher) Sprechpause smindex x ITerm telephone bewirken können (gerne weitere Sprechpausen oder backslash ITerm). Was immer dazu führt, dass dort smindexx{ITerm}{telephone} steht, ohne dass ich virtuos auf der Tastatur eingreifen muss, ist willkommen.
Aber natürlich können Sie das bewirken, und zwar auf den beiden Wegen, die Rüdiger Wilke oben beschrieben hat. Ein simpler Sprachbefehl des Typs „Auto-Text (Text und Grafiken)“ ermöglicht das, indem Sie die Zeichenfolge als Inhalt definieren und einen beliebigen Befehlsnamen vergeben. Ich habe es einmal mit „Telefonindexeintrag“ versucht.
Wie Rüdiger oben schon beschrieben hat, ist das natürlich ziemlich unflexibel und setzt eine Sprechpause voraus. Die Methode über den Vokabulareditor mit alternativen Schreibweisen (oder in neueren Versionen: Gedruckten Formen) würde leichter erlauben, Kombinationen zu erstellen. Sie werden allerdings schnell an Grenzen stoßen, wenn Sie dabei auch noch lauter Fremdwörter in einem deutschen Benutzerprofil verwenden wollen, die auch alle einzeln und mit ans Deutsche angelehnter lautmalerischer Aussprache eingegeben werden müssen. Aber man kann ja auch immer noch bustabieren.
Am Rande sei noch angemerkt, dass Sie in den professionellen Editionen von Dragon noch mit anderen Befehlstypen arbeiten könnten, die Tastenfolgen emulieren usw.
Natürlich ändert all das nichts an dem grundlegenden Befund, dass Dragon nun einmal nicht für die Zusammenarbeit mit "TeX" entworfen wurde. Am besten funktioniert es nun einmal mit Word – wobei dieses Programm ja zwischenzeitlich auch sehr leistungsfähig ist. Die Verlage, mit denen ich zu tun habe, wollen Manuskripte in diesem Format und liefern zumeist auch gleich die Dokumentvorlagen. Aber das führt vom Thema weg und darum schweige ich fürderhin. Viel Erfolg!
Danke für das Geleit auf dem Weg zu meiner Investitionsentscheidung.
In einem Punkt bin ich ein wenig verwirrt:
Aus dem vorherigen hatte ich verstanden, dass (das A und O in LaTeX) in Befehlen geht, im (persönlich erweiterten) Vokabular aber nicht. Oben verweisen Sie aber auf den Vokabulareditor.
Und in der Tat brauche ich Kombinationen, also z.B. an einer Stelle smindexx{ITerm}{telephone}, an anderer smindexv{ITerm}{customer relationship}; also ein one size fits all Kommando "Telefonindexeintrag" hilft mir nicht weiter.
Würde ich das leichter machen können in den professionellen Versionen (oberhalb Premium, wie ich vermute)?
Noch was zum Umfeld: Ich bin entweder ganz in Deutsch oder ganz in Englisch, d.h die mühsamen Lautschrift-Emulationen bleiben mir erspart. Und von wegen Word vs LaTeX: Die Einstiegsschwelle bei LaTeX ist hoch, aber die Kontrolle immer noch der von Word überlegen. Wie mir bei Word schon Abbildungen quer durch den Text geschossen sind, sich von den Bildunterschriften getrennt haben uvm: da verzichte ich gerrne drauf.
Noch einmal herzlichen Dank; ich komm allmählich wieder rein in die Spracherkennung, nach zwei Jahren Abstinenz.
Zitat von ThWAus dem vorherigen hatte ich verstanden, dass (das A und O in LaTeX) in Befehlen geht, im (persönlich erweiterten) Vokabular aber nicht. Oben verweisen Sie aber auf den Vokabulareditor.
Ja, weil Rüdiger Wilke erläutert hat, mit welchem Trick das geht:
Im Vokabulareditor kann man in den Eigenschaften eines Eintrags in das Feld zur alternativen Schreibweise - bzw. in meiner neueren Dragon-Version auch das Feld zur "gedrucken Form" - durchaus einen Backslash eintragen und andere wilde Zeichen (nur nicht in die "geschriebene Form"). Versuchshalber habe ich einen Vokabulareintrag mit der geschriebenen (und identischen) gesprochenen Form "Beginne schrägen Satz" generiert und in den Worteigenschaften an der genannten Stelle die (in meiner Welt wirklich schräge) Zeichenfolge " textit{ " eingefügt sowie die gewünschten Leerzeicheneinstellungen konfiguriert. Überhaupt kein Problem.
Schnell wieder gelöscht, was soll ich auch damit
Und was heißt hier "Investitionsentscheidung": Ich bezweifle wirklich, dass Sie mit Dragon 13 oder 14 in TeX diktieren können. Seit diesen Versionen hat Nuance die Zahl der einfach verwendbaren Programme nämlich eingeschränkt, sozusagen das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, um die Beschwerden wegen nicht funktionierender Befehle los zu sein. Seien Sie also gewarnt!
Nun lasse ich Sie aber wirklich allein weiterbasteln und arbeite derweil mit meiner modernen und Dragon-kompatiblen Textverarbeitung...
Dankeschön. Ich wünscht, ich könnte basteln und mir selbst ein Bild machen. Dass Dragon auf hohem Niveau mit dem Exoten TeX kommuniziert, hatte ich nie erwartet. Muss ich aber auch Sorge haben, dass die Kombination: dauernd abstürzt? Danach lass ich Sie wirklich in Ruhe, versprochen.
Ich vermute, Sie meinen mit „Text hochladen“ das Kopieren in die Zielanwendung. Erwähnte ich schon, dass ich TeX nicht verwende? Deshalb habe ich damit keine konkreten Erfahrungen. Ich mutmaße trotzdem weiter, dass Ihre anfänglich berichteten Absturz-Erfahrungen hinsichtlich der Zielanwendung hiermit zu tun haben. Dazu: Eigentlich ist das Diktiertextfeld recht zuverlässig. Da es sich an die Zielanwendung „anheftet“, hat es aber sicher besondere Eigenschaften (das könnten Rüdiger Wilke oder P. Roch viel besser erklären). Möglicherweise vertragen diese Eigenschaften oder die Art der Übertragung – ich spekuliere laienhaft weiter – sich nicht mit Ihrem Frontend. Wie gesagt, das kenne ich nicht. Da mag es die bessere Variante sein, nicht das Diktiertextfeld zu verwenden, sondern als „temporären Editor“ einen anderen wie DragonPad, Wordpad oder Jarte, um dann einzelne Abschnitte des Fließtextes mit ganz normalen Kopierbefehlen in die Zielanwendung zu bugsieren (unterstellt, TeX stürzt beim Befehl "ctrl v" nicht gleich ab). Diese Tätigkeit kann man mit Dragon mithilfe der Sprache steuern. Dabei zeigen sich tatsächlich Unterschiede zwischen den verschiedenen Editionen, was den Nutzungskomfort bzw. den Workflow angeht. In der alten Premium-Welt sind Sie auf die eingebauten Befehle verwiesen oder auf das Sprechen der Kommandos in der Form "Drück Steuerung a", "Drück Steuerung c". In den höheren Versionen können Sie das viel komfortabler automatisieren – ab der Version 14 gilt das auch für das neue Einstiegsmodell Dragon Professional Indiviudal. Bei mir schiebt beispielsweise ein von mir selbst erstellter Befehl namens „ins letzte Fenster“ den kompletten Text aus dem jeweiligen Editor genau dahin, wo der Befehl sagt. Solche und ähnliche Tricks nutze ich etwa bei der Zusammenarbeit mit PowerPoint (und auf dem Mac sowieso). An anderen Stellen dieses Forums ist das auch schon beschrieben.
Ganz herzlichen Dank. Ich habe selten in einem Forum so auf den Punkt und so geduldig nachhaltend Informationen bekommen. Ich hoffe, ich kann mich irgendwann revanchieren.