Ich denke, man kann mit Fug und Recht vermuten, dass die Preise bei Nuance danach kalkuliert werden, wie viel bei den jeweiligen Käufergruppen herauszuholen ist, was wiederum damit korrespondiert, wie viel Umsatz damit jeweils erzielt wird. Ansonsten sind die jeweiligen Preisunterschiede sicherlich nicht nur durch die unterschiedlichen Produktmerkmale definiert.
Als Anwender der „Otto Normalverbraucher Version“ kann ich selbst verständlich bei den „Fachversionen“ nicht wirklich mitreden, nach allem, was ich aber darüber gelesen habe, stellt es sich mir so dar, dass die Unterschiede nicht nur in der oberflächlichen Betrachtung des jeweiligen Vokabulars bestehen. Vielmehr geht es da tatsächlich um die Sprachmodelle, wenngleich diese in der medizinischen Version vielleicht nicht so zum Tragen kommen, da die dort verwendeten Wörter überwiegend ohnehin sehr markant sind, was Schreibung und Aussprache betrifft, und weniger häufig mit anderen im Vokabular enthaltenen Wörtern konkurrieren, aber viel mehr noch um die ab Werk bereitgestellten erweiterten Formatierungsoptionen, was insbesondere bei Abkürzungen, hinterlegten gesprochenen Formen usw. eine sehr große Rolle spielen dürfte. Umgekehrt wird aus Ami-Land regelmäßig berichtet, dass man mit dem medizinischen Vokabular praktisch keine alltagstaugliche E-Mail schreiben kann, was wiederum beweist, dass ein spezifisch angepasstes Sprachmodell durchaus vorhanden ist.
Freilich kann man sich das auch alles selbst aufbauen und zusammenstellen, irgendwie, und irgendwann wird man vielleicht so weit sein, aber wenn Herr Hecker oben selbst erklärt, dass nach immerhin zwei Jahren Verwendung das Vokabular immer noch nicht so ist wie ab Werk, ist es ohne weiteres erlaubt zu fragen, wie man den damit verbundenen Aufwand beziffern möchte, würde man eine „Nettonutzen-Betrachtung“ anstellen.
Aber jedem das seine, wie schon Cicero zu sagen pflegte. Oder war es Caesar?
Zusatz-Exkurs:
In dem Zusammenhang fällt mir noch die Anekdote ein, dass wir bei uns im Büro kürzlich Umgang und Korrespondenz mit einem Mediziner hatten, der uns regelmäßig mit von ihm verfassten E-Mails versorgte, die allerdings weder Hand noch Fuß hatten und äußerst bizarr wirkten. Ein externer Gesprächspartner in dem Zusammenhang, der in die Kommunikation eingebunden war, vermutete ein Alkoholproblem als Ursache. Wir haben das für uns aber damit erklärt, dass er mit Dragon diktiert, seine Texte höchstwahrscheinlich herunternuschelt, und niemals Korrektur liest.
Und noch eine Anekdote, neulich hatte ich Umgang mit einem Anwalt, dessen Einstand in den Korrespondenzvorgang eine inhaltlich und sprachlich durchaus beeindruckende E-Mail markierte. Zum Ende des Textes aber musste ich dort lesen: „seltenes Beweisverfahren“. Bei einem gemeinsamen Ortstermin, wozu ich mir die E-Mail ausgedruckt und mitgenommen hatte, fragte ich ihn gegen Ende, allerdings außerhalb des Protokolls, ob er mit Dragon diktiert, was er, zunächst etwas verunsichert, bejahte, dann aber erklärte, dass er den Lapsus selbst im Nachgang noch entdeckt hatte.
Nach meiner Erklärung, dass ich auch immer wieder mal Probleme mit dem Wort „selbstverständlich“ erlebe, wenn man auch nur ein bisschen undeutlich spricht, war die Welt aber wieder in Ordnung.
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Dragon Professional 16 auf Windows 10 Pro und Windows 11 SpeechMike Premium (LFH3500); Office 2019 Pro + Office 365 (monatliches Abo) HP ZBook Fury 17 G8 - i7-11800H - 24 MB SmartCache - 32 GB RAM - 1 TB SSD
Zur "Preisgestaltung" - oder warum die "Practice Edition" etwas oder viel teurer ist:
Nuance hat vor einiger Zeit dafür gesorgt, daß nur noch mit der "dezidierten" Version für Ärzte = DMPE direkt in die "Praxisverwaltungssysteme" = Patientendatenbanken diktiert werden kann.
Früher ging das mit der Version "Professional" bzw. wohl mit allen Editionen. Mit "Professional" war die Erstellung eines eigenen Wortschatzes möglich bzw. komfortabler.
Wenn man jetzt ab der Position des Cursors "direkt" in das PVS = Praxisverwaltungssystem diktieren möchte, muß man die "DMPE" verwenden.
Manche nennen das Erpressung oder Nötigung.
Aber wer die Marktmacht hat, bestimmt die Regeln.
Natürlich könnte man in ein Diktierfenster diktieren und dann per copy+paste den Inhalt übertragen; aber Spracherkennung ist ja ohnehin schon anstrengend genug. Auch bzw. besonders für den "Diktierer", wie ich finde.
"Normale" Diktate außerhalb des Berufsalltagsgeschäftes erscheinen mir mit der teuren "Spezialversion" eher problematischer. Aber das sind natürlich subjektive Eindrücke.
Jedenfalls hat die oben geschilderte Politik von NUANCE nicht zu Begeisterungsstürmen bei den "Betroffenen" geführt.
Zitat von orthosNuance hat vor einiger Zeit dafür gesorgt, daß nur noch mit der "dezidierten" Version für Ärzte = DMPE direkt in die "Praxisverwaltungssysteme" = Patientendatenbanken diktiert werden kann.
Das war 2011. Eine ohne Zweifel fragwürdige Entscheidung, zumal programmtechnisch kein Grund für die Einschränkung vorliegt.
Statt nun bitterlich die Preispolitik von Nuance zu beklagen, wäre es für die Menschheit interessanter zu erfahren, welchen wirtschaftlichen Nutzen Ihnen die Spracherkennung bringt. Effizientere, kostengünstigere Texterstellung, keine Kosten für teure Schreibbüros oder gar Einsparung einer Mitarbeiterin? Zum Spass allein kauft keiner die Medical. Wenn's geht, den Nutzen in Zahlen, denn Zahlen überzeugen mehr als Worte. Möglicherweise würde das den Kreis der Interessenten wesentlich erweitern und zum Kauf animieren, was dann möglicherweise zur einer Preissenkung führen könnte … Von letzterem hätten Sie leider allerdings nichts.
Zitat von orthoManche nennen das Erpressung oder Nötigung. Aber wer die Marktmacht hat, bestimmt die Regeln.
Das ist nun mal so in unserer Marktwirtschaft. Aber selber von ihren Gesetzen zu profitieren und gleichzeitig deren Auswirkung auf die eigene Person zu beklagen ist schon ein wenig janusköpfig. Finde ich. Aber wohl menschlich verständlich. Schönen Sonntag wünscht Pascal
In Deutschland, meiner Erinnerung nach. In den USA noch viel früher, nämlich ab Version 10, und da war der Aufschrei ganz gewaltig, auf allen Kanälen.
Ansonsten bin ich ebenso nicht daran interessiert, die Produkt- und Preispolitik des Herstellers zu verteidigen, aber schließe mich der Auffassung von Pascal an, dass es unter dem Strich immer darum geht, was „hinten dabei rauskommt“.
Erst kürzlich hatte ich beruflich mit einem Facharzt (ohne ins Detail zu gehen) zu tun, dessen Praxis aufgrund eines Schadens insgesamt für 2 Monate nicht nutzbar war, wie ich ihm zugestanden habe, dies als Grundlage für die Ansprüche gegenüber der BU-Versicherung, und dabei geht es nicht um Umsatz, sondern um Gewinn. Die Zahlen, die dann in der Diskussion aufgeworfen wurden, machten mich regelrecht schwindelig, gelinde gesagt. Wenn ich das, was dort in einem Monat rechnerisch übrig bleibt, im Jahr hätte, und zwar brutto, wäre das für mich schon eine Gehaltsverbesserung.
Sicherlich sind nicht alle Ärzte Fachärzte, viele sind sicherlich nicht zu beneiden, und überhaupt gönne ich jedem alles. Für ein professionelles und produktivitätssteigerndes Arbeitsmittel dieser Art sollte es aber immer reichen.
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